In der Geschichte der Musikdokumentation ist Roger Tiltons Kurzfilm “Jazz Dance” (1954) eine herausragende experimentelle Annäherung an das frühe Direct Cinema. Dieser Film, der in der Central Plaza Dance Hall in New York City gedreht wurde, verwandelt, so könnte man argumentieren, den Jazz mit spezifischen dokumentarischen Mitteln in einen Film, indem er bestimmte audio-visuelle Beziehungen zwischen den Musikern, der Musik und den Tänzern durch Kameras, Licht und Mittel der Postproduktion wie Schnitt und Bearbeitung herstellt. Die nicht inszenierte und mehrwinkelige Aufnahme war damals neu und eröffnete Möglichkeiten, das Geschehen zwischen den Teilnehmenden der Veranstaltung festzuhalten und die Zuschauer*innen des Films unter diese Teilnehmenden zu platzieren.
In unserem Beitrag werden die von Tilton und seinen Mitarbeiter*innen angewandten Mittel und Techniken erörtert, ihre Fähigkeit, den Zuschauer*innen den Geist und die Energie des Hot Jazz im Medium Film spüren zu lassen und den Film selbst jazzen zu lassen, indem die musikalische Sprache des Jazz in eine adäquate audio-visuelle filmische Sprache übertragen wird.
Darüber hinaus wird Tiltons Film in Beziehung zu anderen Ansätzen von Filmjazz-Musik diskutiert, um ihn in den breiteren Kontext audio-visueller Produktionspraktiken zu stellen, die Musik, Film und Tanz auf einen Gipfel der Dramatik treiben.