Beginnend mit den sogenannten “Gastarbeitern” in den frühen 1960er Jahren bildete sich in Deutschland die größte türkische Gemeinde außerhalb der Türkei, die heute auf drei Millionen Menschen angewachsen ist. Dennoch wird die deutsche Musikgeschichte meist ohne Berücksichtigung der türkischen Musik in Deutschland geschrieben, und wenn es um türkische Plattenlabels in Deutschland geht, werden diese fast völlig vernachlässigt. Da diese Labels keinen Zugang zu den relevanten offiziellen Vertriebskanälen der deutschen Plattenindustrie (Hitparaden, Medien, Läden) hatten, mussten sie ihre eigenen Vertriebswege erfinden, mit Lebensmittelgeschäften und Gemischtwarenläden als Hauptverkaufsstellen und türkischen Zeitungen zur Platzierung in den Medien. Indem Perspektiven aus den Medien- und Kulturwissenschaften sowie der Musikwissenschaft kombiniert werden, geht es darum, den Diskurs (oder das Fehlen desselben) über diese Labels und die mit ihnen verbundene Musik zu analysieren, um zu verstehen, warum diese unabhängigen Labels von den offiziellen Vertriebswegen ausgeschlossen wurden und warum sie bis heute in der Kultur- und Musikgeschichte nicht zu finden sind.

Das internationale Kolloquium wird vom 22. bis 25. Juni 2021 online via Zoom stattfinden. Ausgehend von breiteren Diskussionen über die Beziehung zwischen dem Lokalen und dem Globalen in der Musikproduktion, verfolgt dieses Kolloquium eine Diskussion über den Einfluss unabhängiger Musiklabels, mit einem Fokus in Kontexten, wie dem portugiesischen, die ebenfalls außerhalb der Hauptproduktionszentren liegen.

Publikation: The hidden history of Turkish independent labels