Wie ist es, im Nachhall des arabischen Frühlings in den Nahen Osten zu gehen, um an einer deutsch-jordanischen Universität ein Studienfach für Film einzurichten? Leben und arbeiten in einer krisengeschüttelten Region, in der es in allen Nachbarländern brennt, wenige dutzend Kilometer weiter Bomben fallen, Flüchtlinge nicht mehr zur Ruhe kommen und immer mehr Nationen in die Konflikte hineingezogen werden?
Jordanien scheint davon in all den Jahren unbeschadet davon gekommen zu sein. Das Land befindet sich im Auge des Orkans, während es drum herum stürmt und tost. Der Bürgerkrieg in Syrien, der Krieg gegen den IS im Irak, der palästinensisch-israelische Dauerkonflikt, die Unruhen auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel und das Wahhabitische und extrem restriktive Saudi-Arabien.
Welche Themen beschäftigen die Menschen vor Ort, womit setzen sich die Studenten auseinander, welche Geschichten lassen sich erzählen und wie äussern sich die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Jordanien, – zwischen Demokratie und absoluter Monarchie, -zwischen offener Gesellschaft und Stammes-Kultur? Welche Auswirkungen dieses Spannungsfeld auf die Arbeit direkt hat aber auch welche filmischen Inhalte daraus resultieren, soll vorgestellt und mit Filmausschnitten ergänzt werden.

 

Servet Ahmet Golbol, Filmregisseur und Autor, wurde in Antakya, Türkei, geboren. Er wuchs in Süddeutschland auf. An der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz studierte er zunächst Filmwissenschaft, Amerikanistik und Anglistik. Später begann er ein Film- und Videostudium an der Kunsthochschule der Johannes-Gutenberg-Universität, das er mit dem Kurzfilm “An Eve” (“Ein Brief für Eve”) als Master of Arts abschloss. Gleichzeitig schrieb er Theaterstücke für Disney, Deutschland und Warner, Deutschland und arbeitete als Cutter für verschiedene Produktionen.
Er hatte ein Stipendium für ein externes Studium in Los Angeles. (Thema; Architektur und Film). Die Johannes-Gutenberg-Universität zeigte seine Arbeiten auf Ausstellungen in Mainz und in Los Angeles (z.B. seinen preisgekrönten Kurzfilm “25 fps” und die dokumentarische Fortsetzung “Rapid Eye of Los Angeles”).
Seine akademische Ausbildung setzte er als Postgraduierter an der Kunsthochschule für Medien in Köln mit den Grundlagenfächern Regie und Drehbuch fort. Dort schloss er als Master of Arts mit dem Drehbuch für den langen Spielfilm “Saras Lied” ab.
Im Jahr 2000 zog er nach Berlin, wo er als 1. Regieassistent für mehrere Kino- und Fernsehproduktionen arbeitete. Darunter waren “Absurdistan” und “Zwei halbe Leben”, die mehrfach ausgezeichnet wurden.
Im Jahr 2006 gründete er mit seiner Partnerin Nathalie Arnegger die IMPALA Filmproduktion. Von 2010 – 2013 arbeitete er als Professor für Film am IMD (Institut für Intermediale Gestaltung) an der Hochschule Trier.
Er ist ständiger Gastprofessor beim Internationalen Forum für Geschichte und Kunst, das jedes Jahr in einem anderen Land in Europa stattfindet.
Von 2013 – 2017 wurde er vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) an die Deutsch-Jordanische Universität in Amman / Jordanien entsandt, um einen Studiengang für Filmemachen aufzubauen und in allen relevanten Bereichen zu unterrichten.