[Nachholtermin des streikbedingt entfallenen Vortrags vom 23. April 2015]

 

Im Kunstkontext wird der sogenannte „documentary turn“ meist in Verbindung mit den politischen Umbrüchen um 1989 und der Krise der Bilder, ausgelöst durch den ersten Irakkrieg, angesetzt. In der Folge wird die Frage nach dem Umgang mit sozialen und historischen Wirklichkeiten – der üblicherweise akademischen Disziplinen oder dem klassischen Dokumentarfilm vorbehalten war – in verschiedenen künstlerischen Praktiken wie Performance, Theater, Installation, Fotografie oder Bewegtbild neu verhandelt.
Gestalterische Praxis ihrerseits sieht sich in verschiedener Weise mit Fragen dokumentarischen Arbeitens konfrontiert, etwa beim Dokumentieren und Archivieren von Arbeitsprozessen und Projekten, bei der Projektrecherche, beim szenografischen Arbeiten. Zudem ist die Frage des Umgangs mit der Wirklichkeit zentral für jeden reflektierten Gebrauch von Medien, auch im Design. Wie können wir unsere Wirklichkeitserfassung adäquat gestalten im scheinbaren Überangebot des medialen Overkills? Der Vortrag möchte einen Einblick in verschiedene Ansätze dokumentarischer Praktiken geben und aufzeigen, inwiefern sie für den Designkontext fruchtbar gemacht werden können.

 

Dr. Cornelia Lund ist Kunst- und Medienwissenschaftlerin sowie Kuratorin. Seit 2004 leitet sie die Medienkunst- und -designplattform fluctuating images e.V., seit 2009 Mitglied bei General Public. 2011/2012 Vertretungsprofessur für „Kultur.Ästhetik.Medien“, FH Düsseldorf, derzeit Mitarbeiterin in einem DFG-Projekt zum Dokumentarfilm an der Universität Hamburg. Dozentin für Designtheorie an verschiedenen Hochschulen, u.a. FH VorarlbergHAW Hamburg sowie Kuratorin zahlreicher Screenings und Ausstellungen (z.B. Mapping Festival Genf, Akademie der Künste Berlin, Index Festival New York, Hamburger Architektursommer). Publiziert hat sie unter anderem zu experimentellen Filmformen, zur Verbindung von Bild und Text, zu Film und Tanz, sie ist Mitherausgeberin des 2009 erschienen Buches „Audio.Visual – On Visual Music and Related Media“ und von „Design der Zukunft“ (2014).