Design wird für Gesellschaften gemacht. Daher ist es für Designer_innen essentiell zu wissen, wie Gesellschaften, aber auch die Einzelnen, die Gesellschaft erstellen, leben und denken. Die Reihe „The Bigger Picture“ widmet sich gesellschaftlichen Entwicklungen und Kontexten, die für gestalterisches Denken und Handeln relevant sind. Dies geschah bislang anhand von filmischem Material zur Frage von Armut als ökonomischer Ressource in Afrika, zum Wirken der Kartelle in Mexiko und den USA sowie zu Kreativexplosionen in der deutschen Provinz.

Fortgesetzt wird die Reihe mit einem Film, der unser Sofa von unten aufbohrt: worauf sitzen wir eigentlich so bequem? Woher kommt der Reichtum in der westlichen Welt? Wie und auf wessen Kosten kam er zustande?
Ende des 19. Jahrhunderts verabredete Europa, unter deutscher Führung, den Überfall auf einen ganzen Kontinent: Afrika. Kolonien, auch deutsche, sind entstanden. Die Kolonien sind mittlerweile nominell verschwunden, doch das Plündern hält bis heute an.
Der Dokumentarfilm „Das koloniale Missverständnis“ (Jean-Marie Teno, Kamerun, 2004) beleuchtet weniger die militärischen Operationen, dafür umso mehr die missionarischen Operationen, also die geistigen Feldzüge, mit denen die indigene schwarze Bevölkerung in den Status gedrückt wurden, vom dem sie sich bis heute versucht wegzukämpfen: Menschen zweiter Klasse zu sein. Sicherlich, das ist mehr, als den Aborigines in Australien zugestanden worden ist: sie galten per Gesetz bis in die 1960er Jahre hinein als Tiere. Jedoch sind Menschen 2. Klasse auch bereits in vielerlei Hinsicht entschieden herabgewürdigt, am erkennbarsten in politischen Systemen wie der Apartheid. Wie konnte es dazu kommen? Welche Rolle spielten Missionare dabei? Und was hat das alles mit unserer heutigen Welt und unserem Sofa zu tun?

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