„Popa Da Bunda“ – das Hinternheck, sowie „O Crime tá ai“ – das Verbrechen ist da. Mit diesen Titeln sind zwei Themenkomplexe benannt, queerer Tanz und Körperdarstellung sowie Favela-Gang-Kultur, die in aktuellen brasilianischen Musikvideos eine große Rolle spielen. Während queere Musik und entsprechende Musikvideos weltweit viel Aufmerksamkeit erhalten, hierin Mega-Trends sexueller Diversität abbildend, und daher nach den brasilianischen Spielarten von Queerness und ihren Darstellungen zu fragen wäre, liegt mit der Favela-Gang-Kultur per se eine spezifisch brasilianische Entwicklung vor, weil sie zur Ausprägung eines eigenen Genres, Proibidão (radikal verbotene Musik), führte. Dabei wird Musik gezielt zur Kommunikation gegen die Milizen der Militärpolizei sowie gegen rivalisierende Gangs genutzt, aber auch zur Rekrutierung neuer Gang-Mitglieder, wobei die Beats oftmals auf Aufnahmen von Schüssen basieren oder von solchen durchtränkt sind. Proibidão ist somit Teil der Gattung militanter Musik, und zwar weit jenseits der Welt der Märsche.
Der Abend führt ein in die beiden Themenkomplexe anhand zahlreicher Video-Beispiele.

 

Dank für Impulse zum Screening-Programm geht an Pedro Oliveira, der im Rahmen seines Dissertationsprojektes dekoloniale Designforschung und Sound Studies auf das Genre Proibidão angewandt hat.

 

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