Design wird für Gesellschaften gemacht. Daher ist es für Designer_innen essentiell zu wissen, wie Gesellschaften, aber auch die Einzelnen, die Gesellschaft erstellen, funktionieren. Die Reihe „The Bigger Picture“ widmet sich gesellschaftlichen Entwicklungen und Kontexten, die für gestalterisches Denken und Handeln relevant sind. Dies geschieht anhand von filmischen Material zur Frage von Armut als ökonomischer Ressource in Afrika sowie zum Wirken der Kartelle in Mexiko und den USA.

 

The Bigger Picture I: Bildpolitik und Bildökonomie des Elends

 

Wir kennen sie alle: die Bilder verhungernder, kranker und hilfsbedürftiger schwarzer Kinder, das afrikanische Elend. Westliche Organisationen, die Hilfe versprechen, haben sie in ihre Werbung und PR eingebaut, sie sind fester Teil eines westlichen Geschäftsmodells geworden.

Doch kann Negatives, wie Armut, darüber hinaus in afrikanischen Staaten selbst positiv als Ressource begriffen werden? Können Armut, Krankheit und Tod in Afrika für Staaten eine ökonomische Ressource wie etwa Rohstoffe sein? Lassen sie sich (bildlich) ausschlachten und verkaufen, in Profit wandeln? Wer genau profitiert von den Bildern des Elends? Wer darf sie überhaupt herstellen? Wieso werden solche Bilder praktisch ausschließlich von weißen Menschen gemacht? Schließlich könnten ja auch schwarze Fotografen die Aufnahmen machen. Gibt es dabei einen Bildrassismus? Anhand von fotografischem und filmischem Material geht es in eine Diskussion über Bildpolitik und Bildökonomie des Elends. Ein logischer und zu diskutierender Schluss wäre: wenn alle an diesen Bildern verdienen, der Westen wie afrikanische Staaten, wer sollte je ein Interesse daran haben, diese Ressource zu vernichten, mithin das Elend in Afrika zu beseitigen? Gibt es eine solche zynische Seite des Kapitalismus?