Design wird für Gesellschaften gemacht. Daher ist es für Designer_innen essentiell zu wissen, wie Gesellschaften, aber auch die Einzelnen, die Gesellschaft erstellen, funktionieren. Die Reihe „The Bigger Picture“ widmet sich gesellschaftlichen Entwicklungen und Kontexten, die für gestalterisches Denken und Handeln relevant sind. Dies geschieht anhand von filmischen Material zur Frage von Armut als ökonomischer Ressource in Afrika sowie zum Wirken der Kartelle in Mexiko und den USA.

 

The Bigger Picture II: Narco Cultura I

 

Dass Drogen eine Kultur formen, prägen, ja bestimmen können, dürfte spätestens mit Psychedelic klar geworden sein. Doch vermögen Drogen Kulturen auch auf eine ganz andere Weise zu formen, zu prägen, ja zu bestimmen: Eine Stadt, geteilt durch eine Grenze, liefert zwei Bilder: In Juarez werden ca. 8,5 Menschen pro Tag ermordet, in El Paso manchmal nicht einmal ebenso viele – und zwar pro Jahr. Juarez hat sich damit den Titel der mordreichsten Stadt der Welt erwerben können, El Paso hingegen ist die sicherste Stadt in den USA. Auch das ist ein Teil der Narco Cultura, jener Kultur der Drogen, welche die Kartelle aufgebaut haben. Wie beeinflussen sie das Leben der Mexikaner und US-Amerikaner an der Grenze? Wie lässt sich in dieser Extremsituation leben? Wie formt, prägt, ja bestimmt sie das Leben? Gibt es ein Jenseits davon oder ist die Extremsituation total? Steckt hinter der Extremsituation ein Extremkapitalismus?
Afghanistan hat es – Dank der Präsenz der NATO-Truppen sowie der westlichen Geheimdienste? – geschafft, in zehn Jahren seinen Weltmarktanteil an der Opiumproduktion von 5-10 % auf über 90 % auszuweiten. Ist hier derselbe Extremkapitalismus am Werk wie in Mexiko/USA? Ist die Narco Cultura längst ein globales Phänomen geworden?