Design wird für Gesellschaften gemacht. Daher ist es für Designer_innen essentiell zu wissen, wie Gesellschaften, aber auch die Einzelnen, die Gesellschaft erstellen, funktionieren. Die Reihe „The Bigger Picture“ widmet sich gesellschaftlichen Entwicklungen und Kontexten, die für gestalterisches Denken und Handeln relevant sind. Dies geschah bislang anhand von filmischem Material zur Frage von Armut als ökonomischer Ressource in Afrika sowie zum Wirken der Kartelle in Mexiko und den USA.
Mit dem halbstündigen Kurzfilm „Das offenbare Geheimnis“ von Eva Könnemann begeben wir uns in das innere Ausland, in die Nichtigkeit deutscher Provinz, nach Emmelsum, dorthin, wo alles vertraut und zugleich doch ganz fremd wirkt. Das niederrheinische Dorf Emmelsum mit seinen 300 Bewohnern ist laut eigener Website ein Ort ohne Besonderheiten. Es gibt weder Sehenswürdigkeiten noch eine Bushaltestelle, keine Kirche, nicht einmal öffentliche Papierkörbe, wenngleich immerhin drei Straßenlaternen. Das hat die Regisseurin dazu motiviert, einen Film über das „Nichts“ zu machen. Doch schon Gustave Flaubert ist mit seinem Projekt eines „livre sur rien“ (eines Buches über Nichts) gescheitert. Und so ist auch Eva Könnemanns Film nicht einer über „Nichts“ geworden, dafür jedoch über vertraut-fremde deutsche Mentalitäten und eine Menge gestalterischer Projekte. Denn die Emmelsumer setzen durchaus Gestaltung gegen ihr „Nichts“.
Das offenbare Geheimnis, Regie: Eva Könnemann
Deutschland 2015, Kurz-Dokumentarfilm, 29 Min.
Ausgezeichnet mit dem deutschen Kurzfilmpreis 2015 und dem Preis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2015.