Zwischen zwei Ausstellungen, während der Umbauphase, öffnet das Kunstmuseum seine Türen und lädt ein zur Reihe UNDER CONSTRUCTION. Präsentiert wird jeweils ein Film mit Musikbezug mit anschließendem DJ-Set. Im Fokus der Reihe stehen experimentellere Filmformate jenseits des dominanten, west-zentrierten Kinoblicks und Musikmainstreams.
Vor der Filmpräsentation erfolgt eine Einführung durch die Filmwissenschaftlerin Dr. Cornelia Lund (fluctuating images, Berlin), im Anschluss nimmt das DJ-Set von Holger Lund (Global Pop First Wave, Berlin/DHBW Ravensburg) und Martin Georgi (Seismographic Records, Stuttgart) den Film als Ausgangspunkt für eine musikalische Reise in die entsprechenden Musikkulturen.

Als vierten Film präsentiert die Reihe „Beats of the Antonov“ von Hajooj Kuka, 2014, 68min, Sudan/Südafrika. Der Sudan befindet sich seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1956 in einem fast durchgehenden Bürgerkrieg. Er führte 2011 zur Spaltung in zwei souveräne Staaten. „Beats of the Antonov“ erforscht, wie Musik eine Gemeinschaft zusammenhält und Geflüchteten, die in einem Kampf um den Schutz ihres kulturellen Erbes vor denjenigen, die sie auszulöschen versuchen, Hoffnung und eine gemeinsame Identität bietet.
Mit Beats of the Antonov liefert der Regisseur Hajooj Kuka einen Film darüber, wie kulturelles Erbe und kreative Traditionen Gewalt und Vertreibung Widerstand entgegensetzen können. Dazu fädelt Kuka die Stimmen – sprechend und singend – von Aktivist*innen, Sozialarbeiter*innen, Intellektuellen und anderen zusammen, um konventionelle Darstellungen der Opferrolle umzukehren und eine alternative Erzählung von Resilienz zu bieten.

Das DJ-Set von Martin Georgi (Seismographic Records, Stuttgart) und Holger Lund (Global Pop First Wave, Berlin/DHBW Ravensburg) führt in den Sudan, aber auch in angrenzende oder naheliegende Länder wie Äthopien und Nigeria. Das erlaubt eine Spanne zu öffnen, welche die besondere spirituelle Qualität sudanesischer Musik zwischen vererdetem Folk und westlichem Pop mit äthiopischem Jazz und nigerianischer Disco and Reggae kontexualisiert.

Kuratiert von Cornelia Lund und Holger Lund.

Dr. Cornelia Lund ist Kunst-, Film- und Medienwissenschaftlerin und Kuratorin und lebt in Berlin. Sie forscht und lehrt seit Jahren zu dokumentarischen Filmformen, audiovisuellen künstlerischen Praktiken, Designtheorie, sowie de- und postkolonialen Theorien (u.a. an der HU Berlin, HfK Bremen, PUC São Paulo). Seit 2004 ist sie Ko-Direktorin von fluctuating images, einer unabhängigen Plattform für Medienkunst, Design und Musik (www.fluctuating-images.de). 2012 bis 2018 wiss. Mitarbeiterin in einem DFG-Projekt zur „Geschichte des deutschen Dokumentarfilms 1945–2005“ (Universität Hamburg). 2022 Research Fellow an der University of Windsor (ON), und derzeit Research Fellow an der HfK Bremen. Sie hat zahlreiche Screenings und Ausstellungen kuratiert und mitgestaltet, jüngste Beispiele sind Connecting Afro Futures. Fashion x Hair x Design (Kunstgewerbemuseum Berlin, 2019), Disrupt Dismantle Desire (Sinema Transtopia, Berlin, 2021), Laboratoire Kontempo Kinshasa-Berlin (2021/2022).

Prof. Dr. Holger Lund arbeitet als Kunst-, Design- und Musikwissenschaftler sowie als Kurator und DJ. 2008-2011 vertrat er die Professur für Theorien der Gestaltung an der Hochschule Pforzheim, seit Ende 2011 hat er die Professur für Mediendesign, Angewandte Kunst- und Designwissenschaften an der DHBW Ravensburg inne. Seit 2004 ist er Ko-Direktor von fluctuating images, einer unabhängigen Plattform für Medienkunst, Design und Musik (www.fluctuating-images.de). Er betreibt das pop-historische Musiklabel Global Pop First Wave, mit einem Schwerpunkt auf türkischer und non-westlicher Pop-Musik der 1960er und 1970er Jahre. Er ist Ko-Kompilator der Bosporus Bridges-Reihe von Black Pearl Records und Ko-Kompilator bei Seismographic Records.

Der DJ und Produzent Martin Georgi, führt das Label Seismographic Records, das sich mit musikalischen Neu- und Wiederentdeckungen rund um den Globus auseinandersetzt. Dabei liegt der Fokus auf Klängen, die einer westlichen Hörerschaft, bedingt durch Grenzen auf vielen Ebenen, meist unerreicht bleiben. Als Sohn englisch-singhalesischer Einwanderer möchte er durch seine Label-Arbeit einen Zugang zu neuen Musikströmungen schaffen, welche die der westlichen Pophistorie dezentrieren.